Netiquette bei Twitter?

Datum: 2020-06-01 16:05
Tags: Netiquette, Twitter, Kommunikation, Gespräch, Meinung, Standpunkt

Im Umgang miteinander brauchen wir immer Regeln. Das ist im Privaten so, unter Partnern und im Berufsleben ebenfalls. Und im Internet gibt es ebenfalls Regeln der Kommunikation, die letztlich immer nur ein Anhaltspunkt darstellen, wie es für jeden Einzelnen richtig ist.

Wer auf Twitter Beiträge veröffentlicht, sucht das Gespräch?

Twitter kann dazu verwendet werden, Standpunkte zu verbreiten und Informationen zugänglich zu machen. Wer auf Twitter mitmacht, hat einen privaten Account und die Art, wie sich jeder einbringt, ist ganz persönlich gestaltet.

Das aber bedeutet, dass wir nicht unbedingt der gleichen Meinung sind, wie ein angemessenes und seriöses Verhalten auf Twitter aussieht.

Entweder, wir können die Verhaltensweisen, denen wir nicht zustimmen, erdulden und ertragen oder wir erleben das Verhalten anderer grenzüberschreitend und unhöflich und wenn wir auch noch das Verhalten anderer Leute auf Twitter bedrohlich und belästigend empfinden, dann hilft nur die Notbremse, zu blockieren oder die Twitterverwaltung bzw. die Polizei über solches Verhalten zu informieren und Strafanzeige zu erstatten.

Und es ist ja auch kein Zufall, dass die meisten Belästiger, im Internet auch Trolle genannt, anonym auftreten. Sie wissen ganz genau, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Deswegen wollen sie sich lieber verstecken.

Jeder mag das einmal selbst beobachten, aber es scheint so, dass die meisten unangenehm auffallenden Newsgroup- und Netzwerkteilnehmer, anonym auftreten. - Kein Wunder.

Es kann aber auch sein, dass Menschen die Sozialen Netzwerke unbedarft nutzen, noch keine Erfahrung damit haben und unabsichtlich ungeschickt sich in der Kommunikation verhalten.

Wer anonym auftritt, muss nicht immer Böses im Schilde führen, gegenüber den anderen Teilnehmern. - Es kann auch sein, dass jemand nicht will, dass Arbeitskollegen oder gar der Chef erfährt, was man so denkt und in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Oder Leute vertreten politische Ansichten, die in ihrem Land verfolgt werden und sie treten deshalb anonym auf. Oder man fühlt sich in der Internet-Öffentlichkeit unsicher und man will erst einmal sich vertraut machen und wählt deshalb den anonymen Auftritt.

Wie auch immer. Wer letztlich als Staatsbürger die Gesellschaft mitgestalten will, wird irgendwann als reale Person in Erscheinung treten. - Sonst wirkt es eher nicht sachlich.

Eine mögliche Form von Etikette, im Internet auch Netiquette genannt:

Eher nicht fremde Leute direkt ansprechen. Es sei denn man kennt sie. Es sei denn, man hat selbst einen seriösen Auftritt.

Wie sieht ein nicht-seriöser Auftritt aus? Indikatoren sind ...

Anonym, ohne Realnamen.
Ordinäre, gewalttätige, obszöne Sprache.
Verwendung von sexualisierten Bildern und Gewaltdarstellungen.
Hassbeiträge, feindselige, rüpelhafte Sprache
Sofortiges Duzen, beleidigen, bedrohen,
Herabsetzendes Reden, Unfreundlichkeit
Korrigierende, zurechtweisende Sprache.

Wer andere Personen angreift, herabsetzt, beleidigt, in frecher, aufdringlicher Weise korrigiert und bedrängt, hat jegliches Recht auf Anhörung von vornherein verspielt.

In den Sozialen Netzwerken muss niemand mit irgendjemand anderem sprechen.

Dies gilt es immer wieder zu betonen. Gerade die Trolle im Internet geben sich sehr viel Mühe, fremden Leuten ein Gespräch aufzudrängen.

Es ist aber ganz klar, dass niemand das Recht hat, mit jemandem anderen ins Gespräch zu kommen. Dieses Recht gibt es nicht.

Aber Twitter bietet die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen. - Welches Verhalten ist dabei geeignet und angemessen. Und wie kann Kommunikation überhaupt angeregt werden, ohne andere Menschen zu verletzen und zu kränken?

Jede Person, die sich mitteilt, regt andere Menschen an, sich ebenfalls zu äußern. - Vielleicht wollen wir aus einem Reflex heraus, gleich dieser Person antworten. Bei Twitter hat jeder Teilnehmer einen Nutzernamen, der mit dem @-Zeichen markiert ist. Man liest einen Beitrag und schreibt gleich eine Antwort und fügt den Nutzernamen der Person bei, der man antwortet, damit diese gleich die Nachricht erhält.

Solches Verhalten mag spontan geschehen, weil man meint, das sei so in Ordnung. Aber ist es das?

Wenn man sich bei einer Person mit einem Beitrag meldet, mit der man vorher noch nie gesprochen hat, sollte man wie im normalen Leben, ein seriöses Auftreten haben. Und was eher ein unseriöses Auftreten ist, habe ich oben skizziert.

Wer also plötzlich bei fremden Leuten auftaucht, nimmt mit seinem Verhalten, den gewählten Worten und den bisherigen Beiträgen Einfluss darauf, wie dieses Erscheinen von diesen anderen wahrgenommen wird. Man kann mit seinem Verhalten höflich und freundlich wirken. Oder patzig und frech. Je nachdem.

Und aufgrund des Eindrucks, den jemand hinterlässt, wird die weitere Kommunikation vonstattengehen, falls überhaupt ein Gespräch zustandekommt.

Ein routiniertes, sich wiederholendes Ansprechen anderer Personen, ist nur möglich, wenn eine gegenseitige Zustimmung zueinander vorhanden ist. Und diese ist in der Regel zu erarbeiten und durch vorsichtiges, freundliches, nettes Verhalten einzuleiten.

Wer hingegen fremden Leuten gleich mehrere Beiträge zusendet, unter Verwendung des Nutzernamens der anderen Person, legt gar keine Wert auf ein Kennenlernen. Das kann dann eher wirken, wie Zumüllen der anderen Person und vollquatschen, anquatschen von Fremden, meist mit der Absicht, sich in unfreundlicher Weise zu produzieren und andere anzugreifen.

Wer aber tatsächlich aus Unwissenheit und in Übermut andere Leute gleich mit vielen Beiträgen anspricht, sollte spätestens dann, wenn keine Gegenreaktion erfolgt, bemerken, dass jetzt gut ist und man nicht weiter auf die andere Person einredet. - So viel Sensibilität sollte jeder besitzen.

Welche Methoden sind geeignet, um Kommunikation auf Twitter zustande zu bringen?

Das eigene Auftreten im Netzwerk muss seriös sein. - Beispiele wurden weiter oben genannt, was als unseriös zu bezeichnen ist. Personen, die mit anderen ins Gespräch kommen wollen, sollten ihre eigene Meinung zu bestimmten Themen, Sachverhalten im Netzwerk veröffentlichen. Dies ist die beste Grundlage für ein Kennenlernen. Wer sich zum Beispiel zu Hartz4, Bedingungsloses Grundeinkommen unterhalten will, sollte immer zuerst seine eigene Meinung zu den verschiedenen Aspekten dieses Themas bekanntgeben. – Wer sich dann bei anderen meldet, kann die eigenen Beiträge, Standpunkte und Meinungen als Referenz vorweisen.

Die andere Person kann sich dann die Beiträge anschauen und sich ein Bild von dem Unbekannten machen. Wer nur auf Twitter sich mitteilt, hat eigentlich nicht genügend Raum, um umfassend sich mitzuteilen. Besser ist es, wenn Twitterteilnehmer immer noch eine eigene Internetseite haben, auf denen sie stärker auf die Einzelheiten ihrer Vorstellungen und Urteile eingehen können.

Grundlage für ein Gespräch, kann sowieso immer nur Übereinstimmung sein. Wenn man nicht übereinstimmt, in Sachfragen, gibt es auch kein Gespräch.

Es ist eine irrige Annahme, unterschiedliche Standpunkte müssten ausdiskutiert und ausgeräumt werden. Tatsächlich ist es so, dass unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer bestehen bleiben und wir trotzdem miteinander leben. – Ob wir dann nebeneinander oder gegeneinander leben, ist noch einmal eine andere Sache.

Aber natürlich ist es richtig, sich mit dem Standpunkt auseinanderzusetzen, den man nicht teilt.

Nur macht man das nicht so, dass man sich die andere Person schnappt und auf sie einredet. Also quasi gewalttätig wird.

Richtig macht man es, wenn man von der anderen Person abstrahiert und ablässt, und stattdessen sich mit dem Thema auseinandersetzt, um das es geht. Also nicht die andere Person angreifen, sondern sachlich sich mit den Standpunkten beschäftigen, ohne dabei persönlich zu werden und zu beleidigen oder sonst wie rüpelhaft zu werden.

Es ist eine nicht angemessene Vorstellung, zu glauben, man müsse mit den Personen sprechen, mit denen man nicht einer Meinung ist. - Wer darauf drängt, hat immer eine aggressive und feindselige Haltung. Denn in Wirklichkeit geht es gar nicht um ein Gespräch. Man will die andere Meinung eliminieren, ausschalten, zum Schweigen bringen. Das ist die Absicht.

Das Leben läuft aber so, dass wir immer damit existieren, dass die Mitmenschen nicht gleicher Meinung sind, wie man selbst. Dies ist ein Fakt. Und daran lässt sich nichts ändern.

Wer mit Gewalt und Nötigung die Andersdenkenden zum Schweigen oder zum Konvertieren zwingen will, ist totalitär und diktatorisch.

Und es macht auch keinen Sinn, andere von der Richtigkeit von Überlegungen zu überzeugen. - Das ist übergriffig und anmaßend. Aber man kann selbst ein glaubwürdiges Auftreten haben und es ehrlich meinen und das kann von anderen Menschen wahrgenommen werden. Womöglich beschäftigen sie sich dann selbst mit den anderen Positionen, denen sie bisher so ablehnend gegenüber standen.

Wer sich auf andere beziehen will, zum Beispiel im Sozialen Netzwerk Twitter, kann einen Beitrag auf einer Homepage verlinken oder das Foto eines Tweets, auf den man sich bezieht, mit den eigenen Äußerungen zusammen veröffentlichen. Dann ist es gar nicht nötig, den Nutzernamen der anderen Person im eigenen Beitrag einzufügen, wodurch ja erst der Beitrag bei dem anderen auftaucht.

Es ist grundsätzlich immer besser, sich von den Personen fernzuhalten, über deren Meinungen man sich auslassen will. Und man sollte in den eigenen Beiträgen auch nicht persönlich werden oder gar die Aussagen der anderen Person korrigieren. Weil das unhöflich ist. - Und wenn man es dennoch macht, hat man im Grunde das Gespräch beendet.

Es ist deshalb immer besser, am Thema entlang seine Beiträge zu gestalten und nicht entlang einer anderen Person. Weil dieses Letztere unseriös, emotionalisiert und inkompetent wirkt.

Die Realität ist, dass wir Menschen auch dann nebeneinander leben, manchmal sogar im selben Haus, in derselben Wohnung, wenn wir nicht einer Meinung sind. Und es geht.

Es gibt natürlich auch andere Beispiele. - Und die Leute führen Kriege gegeneinander und sie setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel, um andere zu besiegen oder weil man einer bestimmten Idee anhängt und für sie kämpft, gegen andere, die sich in ihren Auffassungen von einem unterscheiden.


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