Rund um Grundeinkommen

Datum: 2020-02-26 08:28
Tags: Leistungsgesellschaft, Einkommen, Spezialisten, Fachkräfte, Grundeinkommen

Der Mensch muss in allen seinen Lebensumständen angemessene Lebensbedingungen haben. Man kann nicht sagen, wie es heute passiert, wenn jemand seine Stelle als „Diener für andere“ verliert, ist er Freiwild für weitere Ausbeuter und Menschenverbraucher.

Doch so ist es gerade. - Die Gesetze sind in Zusammenhang mit Hartz4, ausdrücklich zum Nachteil der Bürger gestaltet worden, damit man sie wieder in Abhängigkeits- und Ausbeutungsarbeitsverhältnisse zwingen kann.

Somit ist der Arbeitsvertrag der Schlüssel zur Gesamtsituation des Menschen. - In ihm soll er ausdrücklich auf seine Bürgerrechte verzichten, um als Diener seines Herrn (Arbeitgeber) eingestuft zu werden. Alles, was in Jahrzehnten und Jahrhunderten an Bürgerrechten entwickelt wurde, geben wir willentlich ab, mit unserer eigenen Unterschrift unter die Unterwerfungserklärung „Arbeitsvertrag“, um einen Großteil unserer Lebenszeit wieder in sklavenähnlichen Verhältnissen dahin zu vegetieren.

Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) würde dies mit einem Schlag enden und eine neue Ära des Menschseins beginnt.

Gerade jenen ist dieser Umstand bewusst, die sich vehement gegen ein BGE wehren, weil sie ihre Privilegien als Sklavenhalter und Ausbeuter verlieren. Wer heute davon lebt, sich die Arbeit anderer zunutze zu machen, um davon zu profitieren, müsste sich auf einen anderen Lebensstil einstellen.

Zur Diskussion stehen die Grundlagen unseres Zusammenlebens. - Wie können wir miteinander umgehen, was ist angemessen, was nicht. Wie müssen wir die Versorgung der Bevölkerung garantieren. Dürfen wir dazu über andere Menschen verfügen oder nicht. Wie gestalten wir unsere Mitwirkung in den Gesellschaften, damit alle Personen mit ihren Anliegen berücksichtigt sind.

Fachkräfte

Die Veränderungen, die anstehen und mit einem BGE zusammenhängen, sind nicht für alle Personen eine wünschenswerte Perspektive. Interessant ist, dass gerade Fachkräfte sich nicht zum Bedingungslosen Grundeinkommen äußern und eher ein „eisiges Schweigen“ zu diesem Kulturimpuls zu vernehmen ist.

Warum ist das so? – Eigentlich müssten Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, also gerade die Berufsgruppen, die sich dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Bevölkerung verpflichtet fühlen, auf einen Blick erkennen, welche Vorteile ein BGE hat.

Mit einem BGE würden die Ziele, die diese Berufsgruppen eigentlich mit ihrer Arbeit für die Gesamtbevölkerung anstreben, wesentlich umfänglicher und vollständiger verwirklicht, als es heute der Fall ist. – Also warum unterstützen sie nicht mit ihrer fachlichen Expertise als Background, diesen neuen Ansatz der Gesellschaftsgestaltung?

Die alte Gesellschaftsordnung stellt die individuelle Leistung im Wettbewerb mit anderen Personen, in den Vordergrund. - Wer die besseren Leistungen erbringt, soll den Job bekommen und ein gutes Gehalt. So die Idee der Leistungsgesellschaft. Die Grundeinkommensgesellschaft würde mit dieser Vorstellung nicht brechen, aber sie doch sehr stark relativieren. Wer heute ein Haus hat, selbst erarbeitet, wer heute hohe Einkommen hat, selbst verdient, der schaut womöglich misstrauisch auf das BGE, weil nicht klar ist, ob die alten Zusammenhänge, Leistung= Erfolg, noch weiterhin wirksam sind.

Das heißt, gerade die Fachkräfte sind eher distanziert, im Umgang mit dem BGE. - Obwohl in den neueren Berufen aus der Tech-Industrie, an erster Stelle Programmierer und weitere, im Computerbereich Tätige, sehr wohl sich offen für ein BGE aussprechen. – Es sind somit die Vertreter der alten Berufe, die ihre Orientierung auf die Geldeinnahme in Gefahr sehen, wenn ein BGE kommt.

Die Spezialisten in der Pflege sagen ja nicht, wir wollen ein Bedingungsloses Grundeinkommen, damit ich das arbeiten kann, was ich will und mir mit einem BGE im Rücken, die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeit aussuchen kann, die mir passen, und die Bezahlung ist zweitrangig und kommt nur oben drauf, auf das BGE. - Sie fordern kein BGE, weil sie sich das nicht als Vorteil für ihre Lebenssituation vorstellen können. Sie wollen „mehr Geld“.

Denn das ist die alte Vorstellung von Gesellschaft. „Mehr Geld“ sollen alle Einzelpersonen für sich anstreben, und wenn jeder das tut, dann würde unsere Gesellschaft funktionieren. So die Theorie von Wirtschaftsleuten, die sich eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft vorstellen wollen. – Sie sagen, der Egoismus des Einzelnen, nur für sich selbst einen Vorteil herausholen zu wollen, sei richtig. Und letztlich würden alle profitieren, wenn jeder so denkt.

Hinter dem Grundeinkommen steckt eine andere Idee. – Das Grundeinkommen sagt, erst einmal müssen alle Menschen versorgt sein. Das ist die erste und erstmal einzige Aufgabe der Gesellschaft. Wenn ein BGE eingeführt wird, wird nicht nur der Geldbetrag allen überwiesen, wir haben mit dieser Geldüberweisung auch die Verantwortung dafür übernommen, dass die damit verbundenen Güter tatsächlich für alle Bewohner erreichbar sind. Denn, wie es von vielen BGE-Kritikern zurecht angemerkt wird, das Geld nützt nichts, wenn es dafür keine Güter gibt.

Mit der Geldverteilung müssen wir als Gesellschaft, gleichzeitig auch garantieren, dass die existenzsichernden Güter, die durch das Geld repräsentiert sind, existieren und genutzt werden können.

Die Fachkräfte wiederum, wollen sich nicht umorientieren, weil sie in dem System der Leistungsgesellschaft, für sich genügend Profit herausholen konnten und auf dieser Schiene weiterleben wollen. „Mehr Geld“ heißt ja, ich bin es wert, deshalb her mit dem Zaster. - Wo das Geld herkommen soll, wissen dann viele auch nicht so genau. Wem es zum Beispiel, weggenommen werden könnte. Aber da sind wir schon bei den Schwächen dieses Konzepts.

Das BGE „entwertet“ die alten Orientierungen und schafft mit seiner Konzeption neue. – Das BGE ist gerade für jene Menschen interessant, die mit der alten Welt eh nichts anfangen können und nie einen Bezug zu dieser fanden und die BGE-Gesellschaft mit großer Hoffnung verbinden, neue Werte in den Gesellschaften zu verankern.

Arbeit und Einkommen

Mit dem BGE wird die Kopplung von Arbeit und Einkommen relativiert. Das passt den Fachleuten und Spezialisten nicht. Das BGE schafft eine Gesellschaft, in der jeder zwar fachlich kompetent sein kann, bei entsprechender Ausbildung und Fähigkeiten, aber niemand muss mehr der Logik der Leistungsgesellschaft folgen. – Was wäre die Konsequenz?

In einer Grundeinkommensgesellschaft kann jede Fachkraft zu jedem beliebigen Preis, Lohn etc. arbeiten, ja, es ist in einer Grundeinkommensgesellschaft sogar möglich, ohne Lohn zu arbeiten, weil alle Menschen existenziell abgesichert sind, durch das BGE.

Das aber, beunruhigt viele Fachkräfte, gerade dann, wenn ihre Geldorientierung besonders stark entwickelt ist. Denken wir nur an die Flugkapitäne, Piloten, für die eine Welt zusammenbricht, wenn sie nicht mehr die gebührende Anerkennung erhalten, die sie sich seit Jahrzehnten für sich ausbedungen haben, mit entsprechend hohen Einkommen. - Viele weitere Beispiele, Berufsgruppen sind ebenfalls vorhanden.

Wird die Kopplung von Arbeit und Einkommen gelöst, brechen alte Vorherrschaften und Vorteilsnahmen zusammen und funktionieren nicht mehr. – Aber lässt sich das aufhalten?

Damit sind wir bei einem weiteren Bereich gesellschaftlicher Vorgänge.

Die Lebenszusammenhänge verändern sich.

Wir sind in der heutigen Zeit heftiger denn je, mit gesellschaftlichen Veränderungen konfrontiert. Alte Orientierungen, wie es „früher war“, funktionieren nicht mehr richtig. Die Leute sind verunsichert, unzufrieden. Sie wollen „die alte Welt“ wieder zurückhaben, während andere die neuen Verhältnisse, die sich ankündigen, mit offenen Armen empfangen.

Viele sagen, die Veränderungen gingen zu schnell vonstatten. Die Menschen bräuchten mehr Zeit, um sich anzupassen, sich an die Zustände zu gewöhnen. Statt zu versuchen, uns gegenseitig in die jeweiligen Richtungen zu ziehen, die wir präferieren, sollten wir lieber mehr miteinander reden und Verständnis für die jeweiligen Sichtweisen entwickeln und uns gegenseitig dabei helfen, erträgliche Umstände zu erreichen.

Wenn die alten Verhältnisse allerdings zu viel Leid unter den Menschen heute führen, müssen gewissen Veränderungen schon mit Nachdruck anvisiert werden. Das Hartz4-System darf nicht bestehen bleiben. Es tritt die Grundrechte der Bürger mit Füßen. - Und wenn die Leistungsgesellschaft auf diesem Unrecht aufbaut, ist sie sowieso nichts wert.

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