Warum brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen

Datum: 2019-12-15 12:11
Tags: Wirtschaft, Ressourcen, Arbeitszwang, Grundeinkommen, Sklaverei, Freiheit

Viele Grundeinkommen-Diskutierer sagen, wegen der Automation bräuchten wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Tatsächlich finden wir Menschen aber immer irgendwas zu tun, sodass diese Aussage eher unzureichend ist.

Der Hauptgrund, warum wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen brauchen, ist, weil die Würde der Menschen dadurch verletzt wird, dass wir sie zwingen wollen, nach unseren Regeln zu funktionieren.

Wir sagen, durch Zivilisation und Kultur haben wir den Planeten Erde in ein privates Besitztum verwandelt. Und ihr Menschen, die ihr in diese Welt geboren werdet, ihr müsst euch an die Regeln und Ordnung halten, die ihr vorfindet.

Aber ist dies so richtig?

Verletzten wir nicht mit dieser Einschränkung das Selbstbestimmungsrecht der Menschen?

Wäre es nicht richtiger, von uns allen, folgende Regel zu beherzigen:

Niemand darf sich zwischen einen Menschen und die Ressourcen stellen, die dieser zum Leben braucht.

Tun wir es aber doch, und stellen uns zwischen die Ressourcen und den Menschen, indem wir Zäune um Grundstücke bauen und sagen: das gehört uns, dann müssen wir die Menschen dafür entschädigen, dass wir ihnen die Freiheit geraubt haben, selbstständig und ohne Mitwirkung anderer leben zu können.

Wenn wir heute über das BGE reden, wählen wir oft willkürlich einen Zeitrahmen, in den wir die Menschen stecken und sagen dann: Wie soll sich denn der Mensch ernähren, wenn er keinen Arbeitsplatz hat?

Doch Arbeitsplätze, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sind Begriffe aus einer verzivilisierten Welt, die so in viel früheren Zeiten gar nicht existierte. - Viele Grundeinkommen-Diskutierer suchen sich die Parameter heraus, die zu ihrem Weltbild und Erklärungsmodell passen.

Wir müssen aber fragen, welche Parameter sind berechtigterweise als Bezugsgröße zu wählen. – Wir könnten auch meinen, weil jemand im Gefängnis geboren wurde, sagen wir diesem, du kannst später in der Gefängniswäscherei arbeiten. Damit meinen wir, dass wir für sein Schicksal nichts anderes vorsehen, als die gegebenen Verhältnisse. Aber ist das dann der wahrhaftige Bezugspunkt. - Und denkt sich der Mensch nicht, wie wäre meine Freiheit grundsätzlich definiert?

Wenn wir dem Arbeitslosen sagen, irgendwoher musst du doch deine Brötchen beziehen, zum Leben, da bleibt dir doch gar nichts anderes übrig, als den Job anzunehmen, den dir das Jobcenter anbietet, dann ist es wie in dem Gefängnisbeispiel. - Wir erklären die bestehende Ordnung als schicksalhaft gegeben, der sich jeder zu fügen hat.

Die Frage aber, die sich aufdrängt, bezieht sich auf Grundsätzliches. - Dass der Mensch seine Brötchen braucht, um zu leben, ist klar. Aber muss er dafür arbeiten gehen und einem Arbeitgeber als Arbeitskraft dienen? Das ist nicht klar.

Wird der Mensch als Arbeitnehmer geboren oder als Mensch?

Manche wollen den Eindruck erwecken, die Menschen würden als Arbeitnehmer geboren und die Erde hätte eine festgelegte menschliche Ordnung, an der es nichts zu rütteln gibt.

Deshalb ist die Aussage richtig, der Mensch wird frei geboren. – Zwischen ihn und die Ressourcen des Planeten Erde, tritt niemand. Das ist die wahre Ausgangsposition. Und nicht die, dass wir als Arbeitssklaven, Arbeitnehmer in eine totalitäre Gesellschaft geraten, deren obskure Regeln wir dann zu befolgen haben.

Es besagt eigentlich, dass jede Gesellschaftsform sich zu eigen machen muss, diese grundsätzliche Freiheit der Menschen zu achten. - Machen es sich die Politiker und das Establishment aber zu einfach, dann übergehen sie die Grundrechte der Bürger. Es scheint einfacher zu sein, totalitär zu herrschen, als auf die Menschen im Land Rücksicht zu nehmen.

Neben diesem Aspekt, dass die Verwalter von Gemeinwesen verpflichtet sind, die Grundrechte der Bevölkerung zu achten, bei ihrer Gesetzgebung, kommt noch ein Weiteres hinzu. Es geht über diese rechtlichen Fragen hinaus und berührt unsere Moralität.

Nehmen wir das Beispiel des Obdachlosen. Wir können natürlich sagen, ja, das stimmt, die Freiheit des Menschen dürfen wir durch unsere Gesetzgebung nicht einschränken, deswegen bieten wir den Personen, die kein Einkommen haben, eine Existenzsicherung an, die sie auf Antrag erhalten können. Und wir zwingen sie nicht zur Arbeit und wir sanktionieren auch niemanden, der unsere Regeln nicht befolgt. - Aber die Personen erhalten dennoch kein Geld, wenn sie nicht die Regeln befolgen, zum Beispiel einen Antrag zu stellen.

Wir hätten dann zwar eine Gesellschaft, die nicht mehr gemäß Hartz4 sanktioniert. Wir hätten aber weiterhin eine unsensible, distanzierte, eher feindselige Haltung der behördlichen Verwalter gegenüber den Menschen, die nicht in die Zivilisation eingepasst sind und ihr Leben eigenwillig gestalten.

Statt uns von anderen Menschen, die nicht unseren Mainstream-Normen genügen, abzugrenzen, und diese emotional abzulehnen, sollten wir genau das Gegenteil machen. – Wir sollten die Menschen sachlich anschauen und sehen, wo sie sinnvollen Bedarf haben und ihnen dann dort entgegenkommen. Wir sollten ein Interesse daran haben, dass es allen anderen Menschen gut geht.

Dies lässt sich dann auch wieder gut mit dem Spruch, die Wirtschaft sei ein »Füreinander-leisten« verbinden. – Wir müssen sensibel schauen, was brauchen die anderen Menschen und ihnen dann in dieser Hinsicht entgegenkommen.

Beispiel Obdachlose: Es ginge dann nicht darum, den Obdachlosen zu ermöglichen, einen Antrag auf Einkommen zu stellen, sondern wir würden diesen Punkt überspringen. Dann erhalten diese Menschen einfach die Möglichkeit an bestimmten Stellen in der Stadt Produkte des täglichen Bedarfs abzuholen. Oder sie können täglich einen Geldbetrag abholen.

Stichwort: Übernachtung. Viele Obdachlose schlafen auch in der Winterzeit im Freien, Ungeschützten. Es müssen pfiffige Lösungen den Obdachlosen angeboten werden, die deren Leben und Gesundheit schützen. Wieso gibt es für diese Menschen so viele Gruppenschlafplätze. Warum gibt es nicht genügend eigene abschließbare Räume für diese Leute. - Es könnten sogar entsprechende Häuser gebaut werden.

All das sind übrigens Aktivitäten, die Menschen ehrenamtlich oder beruflich als Sozialarbeiter für andere erledigen können. Und sicherlich würde den Leuten dabei ein Bedingungsloses Grundeinkommen als Basis helfen.

Wenn wir heute sagen, es gibt immer weniger Arbeitsplätze in der Industrie, in der Produktion, so haben wir doch so viele Möglichkeiten, anderen Menschen dasjenige für sie bereitzuhalten, was diese gebrauchen können. – Und nicht das, was wir uns vorstellen, sondern das, was diese Menschen nutzen wollen.

Wirtschaft wäre demnach die Bereitstellung dessen, was der andere Mensch braucht.

Was uns heute hindert, sind Vorurteile, Vorbehalte, Ablehnungsgefühle, Machtansprüche und Ideologien, die uns daran festhalten lassen, was wir für richtig halten, statt zu schauen, was die anderen brauchen.

Die anderen brauchen immer zuallererst Freiheit, ihr eigenes Leben zu gestalten. Und nicht irgendwelche Ratschläge, die sich in das Leben der anderen einmischen, wie es heute passiert.

Das Recht zu leben, ist bedingungslos.

Scott Santens, der amerikanische Grundeinkommens-Aktivist, zu den Gründen, warum wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen brauchen, in diesem Podcast:

Ab Minute 7:00

Jeder hat ein Recht zu leben. In Urzeiten war es so, dass der Mensch die Ressourcen nutzte, um zu existieren. Der Mensch war frei und es gab keine Kosten. - Er hat gejagt und gesammelt, gerade so viel, wie er für sich brauchte.

Da das Land allen gehörte, hatte jeder Zugang und Zugriff auf die Ressourcen, die jeder benötigte, um zu existieren.

Dann entwickelten sich die Umstände und Menschen begannen Bereiche der Erde »für sich« zu vereinnahmen. Das Land an der Stelle gehört mir, und so weiter. - Durch dieses Verhalten wurde den Menschen ohne Land, immer mehr der Zugriff auf die benötigten Ressourcen eingeschränkt. – Erst dadurch wurden sie »unfrei«.

Es waren die Machtansprüche der Mitmenschen, die die Unfreiheit von immer mehr anderen, erzeugte.

Statt, dass wir weiterhin freien Zugang zu den Ressourcen hatten, waren wir verpflichtet, für die Besitzer von Grundstücken und Maschinen zu arbeiten, damit wir existieren konnten. – Diese entstandenen Machtansprüche, sind Grundlage der Arbeitssklaverei.

Zwar bestand weiterhin die Aussage, jeder hat das Recht zu leben, doch wurden jetzt die Ressourcen unzugänglich gemacht, für einen Großteil der Bevölkerungen. Diese waren dadurch genötigt, sich den Machthabern als Arbeitssklaven anzudienen und zu unterwerfen, um die Ressourcen zu erhalten, die vorher frei zugänglich waren.

Das Recht zu leben, in Freiheit.

Wenn wir aber die gestaltete Welt durch Machthaber akzeptieren, dann müssen wir wenigstens allen Menschen das Recht zu leben, gewähren. – Das Recht zu leben, in Freiheit, wäre über ein Bedingungsloses Grundeinkommen garantiert.

Das Recht zu leben, in Unfreiheit, ist heute über Hartz4 garantiert. Denn der Geldlose muss sich den Regeln der Machthaber unterwerfen. – Dann lebt er zwar, aber in Unfreiheit.

Das ist wohl mit ein Grund, warum viele Menschen heute arm sind, obwohl wir doch so ein tolles Sozialsystem in Deutschland haben. – Das tolle Sozialsystem ist mit einer Unterwerfung verknüpft, die manchen Menschen nicht zusagt und andere sind zu der Unterwerfung psychisch nicht in der Lage.

Deswegen ist das Sozialsystem in Deutschland so schlecht, weil es mit einer Unterwerfungsaufforderung an die Betroffenen verknüpft ist. - Und die Menschen spüren das. Und wollen es nicht.

Die Aktion, die die Grundeinkommen-Gegner vollführen, ist, eine Binsenweisheit, nämlich, dass der Mensch etwas tun muss, um zu existieren, einem konkreten zeitlichen Rahmen zuzuordnen, zum Beispiel 2019 in Deutschland, den sie als Maßstab nehmen, um die notwendige Aktivität zu definieren, die der Mensch auszuführen habe. - Dieses Verfahren ist Willkür und durch nichts berechtigt.

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Wer existieren will, soll sich einem Arbeitgeber unterwerfen, per Vertrag. Und für diesen arbeiten, so, wie der es will.

Hinter dieser Attitüde steht die Haltung der Machthaber, die sagen, so, wie es jetzt ist, ist deine Rahmenbedingung, unter der du dich fügen musst.

Dass es auch anders möglich ist, davon wollen sie nichts hören. – Es wird die Lebensrealität der Menschen als Basis genommen, um zu erklären, wie der Mensch sich zu verhalten habe. Stattdessen müsste aber die menschliche Wirklichkeit als Ausgangspunkt der Betrachtung genommen werden.

Die menschliche Wirklichkeit besagt, dass der Mensch seinem Wesen nach kein Sklave ist. Und das deswegen die Lebensverhältnisse nicht so konstruiert und beschaffen sein können, ihn wie einen Sklaven zu behandeln.

Statt also die bestehenden Verhältnisse als Grundlage zu nehmen, ist es richtig, als Grundlage die Freiheit des Menschen festzulegen und zu fragen, warum gestalten staatliche Verwalter den Staat unmenschlich und wie können wir das ändern.

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