Was bedeutet Gruppe

Datum: 2019-11-18 17:22
Tags: Gruppe, Subjektivität, Individualität, Organisation, Institution, Initiative

Wir treffen uns zu einem Stichwort. Nennen wir es »Grundeinkommen«.

Und ganz schnell meinen welche, wir müssten »eine Meinung« nach außen hin vertreten. Die Gruppe müsse eine Meinung haben, zum Beispiel in Form einer Punkteliste, hinter der wir dann alle stehen und alle das dann unterstützen.

Statt zu akzeptieren, dass alle TeilnehmerInnen unterschiedliche Vorstellungen von einer Sache oder einem Thema haben, unterschiedliche Ansichten zu den diversen Teilbereichen eines Sachverhalts, sollen wir innerhalb der Gruppe die unterschiedlichen Meinungen so lange gegeneinander stellen und ausdiskutieren, bis sich »eine Meinung« durchgesetzt hat.

Woher kommt dieses Denken, dass das so sein muss?

Es ist ein archaisches Denken. – Die Gruppe in Vorzeiten konnte es nicht dulden, dass die Gruppenteilnehmer unterschiedlicher Meinung sind. Die archaische Gruppe musste es erzwingen, dass sich »eine Meinung«, eine Sichtweise herauskristallisierte, der dann alle folgten.

Es war wie bei einer Horde. Mitten im Wald steht sie und überlegt, wo sie jetzt weiter langlaufen soll. Würde jeder seine Meinung einbringen, kämen vielerlei Vorschläge zustande. - Aber wo jetzt langlaufen?

In der archaischen Horde setzen sich die Stärkeren durch, die Lautstärksten, die Redegewandtesden, die Trickreichsten oder die Überzeugendsten.

Vielleicht gibt es eine Abstimmung. Und die Hälfte der Leute würde jetzt nach links gehen wollen. Aber die anderen würden jetzt nach rechts gehen wollen.

Es zeigt sich, dass wir Menschen es nicht leicht haben, wenn wir »für alle Personen« gleichermaßen Lösungen und Wege finden wollen.

Wie können wir im Jahr 2019 diese Situation meistern.

Eine Gruppe wird schnell wie eine Organisation oder Institution behandelt. Mindestens aber wie eine Initiative. - In jeder Organisation muss es eine Ordnung geben. Und die Teilnehmer müssen sich dieser Ordnung unterwerfen. Die Individualität wird der Einheitlichkeit geopfert.

Die Organisation hat dann eine Homepage, ein Organisationsprogramm, eine Meinung, ein Konzept. - Sie tritt nach außen nicht zerstritten, sondern einheitlich auf.

Aber wir können uns zusammenfinden, ohne diese Normierung vorzunehmen. Dann erscheint die Gruppe zwar nicht einheitlich nach außen, sondern vielfältig. – Was wäre daran schlecht?

Wir haben die Idee im Staat, in der Politik, in der Gesellschaft, das Leben der Menschen zu vereinheitlichen. Alle sollen »in die gleiche Richtung« sich orientieren, bezüglich vielerlei Themen. Um das dann zu erreichen, zu erzwingen, werden Gesetze und Verordnungen erlassen, die die Menschen befolgen müssen.

In uns Menschen gibt es ein Bedürfnis nach Einheitlichkeit. Dies eher in jüngeren Jahren. Familie gründen, gemeinsame Unternehmungen, gleiche Lebenserfahrungen. - Aber wir müssen ebenso die Wirklichkeit der Unterschiede unter uns sehen.

Die Gesellschaft muss beides berücksichtigen. – Oder sie will Einheitlichkeit unter Druck herstellen und erzwingen, um Verhalten und Regelhaftigkeit bei allen zu bewirken.

Was wollen wir mit einem Ort erreichen, an dem wir Themen diskutieren. – Einheitlichkeit?

Nein. Es geht darum, die eigene Meinung zu entwickeln, die eigene Position zu einer Vielzahl von Themen herauszuarbeiten. – Auf Grundlage dieser eigenen Position, gilt es ein eigenes Urteil zu fällen und gemäß dieses Urteils zu handeln. Wir können dann zwar feststellen, dass wir zu vielerlei Punkten nicht einer Meinung sind, aber das muss kein Nachteil sein.

Organisationen, die ein einheitliches Auftreten nach außen vorsehen, erreichen dies nicht selten nur auf Kosten der individuellen Meinung und Sichtweise. - Diese muss aufgegeben werden, zugunsten der Gruppenprogrammatik.

Wie soll der Staat funktionieren, wenn wir keine Einheitlichkeit anstreben?

Grundlage für ein Zusammenleben der Menschen, können nur die Grundrechte und Menschenrechte sein. - Die Freiheit des Einzelnen sollte so wenig wie möglich eingeschränkt werden, durch die Art der Gesellschaftsgestaltung. Ja, mehr noch. Die Gesellschaftsgestaltung sollte die Entfaltung der Individualität und Persönlichkeit der Menschen ausdrücklich fördern.

Wenn wir in der Gruppe unterschiedlicher Meinung sind, mehrere Homepages haben, verschiedene, sich teils widersprechende Aussagen zu unseren Themen entwickeln, verschiedene Konzepte zu den Stichworten bei den Zusammenkünften ausarbeiten, dann ist das normal. – Weil wir Menschen so unterschiedlich sind.

Es gibt keinen Grund, diese Wahrheit zu unterdrücken.

Manche Menschen denken, man müsse sich zusammentun, um zu einer einheitlichen Meinung zu gelangen. Aber man kann auch zusammenkommen, um sich die unterschiedlichen Meinungen der Menschen anzuhören, und diese akzeptieren.

Damit der Staat, die Gesellschaft, die Gemeinschaft oder die Gruppe funktioniert, müssen nicht die unterschiedlichen Vorstellungen überwiegend unterdrückt und zugunsten von einer oder wenigen Ansichten aufgegeben oder zurückgestellt werden.

Die Unterschiedlichkeit von uns Menschen, als Eigenart, gilt es zu fördern und zu pflegen. - Das ist die Persönlichkeitsentwicklung.

Gemeinsames wollen wir aus dem Gefühl heraus. Aber die Gefühle können sich ändern. Gemeinsames lässt sich »vom Verstand her« anstreben, weil wir es sinnvoll finden, obwohl wir vielleicht gerade in diesem Moment uns nicht danach fühlen.

Gemeinsames können wir aufgeben, weil wir genug davon haben und etwas anderes möchten. – Das Einheitliche können wir schön finden, und dann auch, in einer anderen Phase unseres Daseins, nicht haben wollen. - Die Individualität und das Eigenleben, ist uns mindestens genauso wichtig.

Statt in Gruppen die Teilnehmer zu einer irgendwie gearteten Einheitlichkeit zu nötigen, die angeblich am zweckmäßigsten ist, um Ziele zu erreichen, sollten wir die Entscheidungen, »die für alle gelten« den einzelnen Subjekten überlassen und gar nicht mehr Gruppen, Organisationen und Institutionen als »Entscheidungsträger« wahrnehmen.

Entscheidung tragen, können nur wir als Individuen.

Alles, was für alle entschieden werden soll, muss von allen entschieden werden. - Das ist die Abstimmung in der Direkten Demokratie.

Beim Grundeinkommen geht es nicht darum, einer Meinung zu sein. - Und wenn wir in Organisationen uns befinden, in denen darum gerungen wird, eine einheitliche Sicht auf das BGE anzustreben, dann ist das unrealistisch.

Wir können aber die unterschiedlichen Perspektiven, Sichtweisen und Meinungen zur Kenntnis nehmen und die Auseinandersetzung mit dem BGE als Prozess begreifen, um ein Verständnis von uns Menschen, der Gesellschaft und wie die Dinge zusammenhängen, zu entwickeln.

Sicherlich sollte irgendwann etwas entschieden werden. - Zum Beispiel die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens als Menschenrecht. Und das BGE mit einem bestimmten Betrag starten. Und dann diese Grundeinkommensgesellschaft kontinuierlich weiter entwickeln. Gemeinsam.


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