Wie kommt das Grundeinkommen, wie kommt Veränderung zustande?

Datum: 2020-06-11 18:02
Tags: Grundeinkommen, Engagement, Mitwirkung, Gesellschaftsgestaltung, Demokratie

Wenn wir die Menschen fragen, ob sie für ein Bedingungsloses Grundeinkommen sind, dann sagen viele: Ja klar. Ich bin dafür. Das ist eine gute Idee.

Leider bewenden es auch viele damit. Sie setzen sich nicht für ein Bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Fragt man sie dann, warum sie sich nicht für ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) einsetzen, erhält man unterschiedliche Antworten.

Ich habe keine Zeit, mich für ein BGE einzusetzen.
Ich will nicht, dass mein Arbeitgeber und meine Kollegen von meinen politischen Vorstellungen erfahren. - Deshalb unternehme ich diesbezüglich lieber nichts.
Wenn meine Partei einmal dafür ist, wird es bestimmt eingeführt. Solange muss ich warten.
Es nützt nichts, mich für ein BGE einzusetzen, weil die anderen sich nicht dafür einsetzen. - Und dann stehe ich allein da.
Das BGE wird dann kommen, wenn die Zeit dafür ist. - Da habe ich keinen Einfluss, als Einzelperson.

Es ist für die meisten sofort nachvollziehbar, dass jemand, der keine Zeit hat, sich nicht für ein BGE einsetzen kann. Aber Moment. Selbst der Workaholic macht irgendwann Pause, und warum hat er dann nicht Zeit, eine halbe Stunde zum Beispiel auf Twitter, sich für ein BGE einzusetzen?

Der Zeiteinwand ist eher unglaubwürdig.

Und wenn der Chef und die Kollegen nicht erfahren sollen, was man denkt, dann ist dieses Arbeitsverhältnis genau der Grund, warum wir ein BGE brauchen. Denn mit einem BGE im Rücken, müssten wir uns nicht mehr vor unseren Kollegen verstecken, mit unseren Vorstellungen und könnten notfalls eine Umgebung mit einer solidarischeren Atmosphäre suchen.

Aber es würde erklären, warum heute bei bestimmten Berufsgruppen zum BGE, ein so eisiges Schweigen vorherrscht: in den Gesundheitsberufen, bei den Betreuern, Psychologen, Psychotherapeuten, Erziehern, Sozialarbeitern, Ärzten, Lehrern, etc. Diese Berufsvertreter müssten eigentlich das Grundeinkommen umarmen, weil es nicht nur ihnen helfen würde, bei ihren Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen und sie bei den Verhandlungen stärkt, sondern besonders auch ihrem Klientel helfen würde, mit ihrem Leben besser fertig zu werden. - Aber es ist mucksmäuschenstill, bezüglich des BGE, bei den Berufsvertretern.

Bei den Parteianhängern wiederum, steht das BGE in einer Reihe mit anderen Themen, die die Parteien behandeln. Das BGE ist in den Parteien untergeordnet. Und wer parteiorientiert ist, stellt sowieso die Partei höher als das BGE: Die Partei ist wichtig, erstens, und zweitens gibt es das Grundeinkommen. Und das ist dann nachrangig. Deshalb kann es sein, dass in manchen Parteien zwar über das BGE diskutiert wird, um neue Mitglieder anzulocken und die eigenen Leute bei der Stange zu halten, indem neue Themen behandelt werden, aber eine ernsthafte Absicht, das BGE einzuführen, besteht nicht.

Soll ich mich für ein BGE einsetzen, wenn es die anderen nicht tun? - Das ist das Henne-Ei-Problem. Müssen sich zuerst die anderen rühren, damit ich mich bewege, oder bewege ich mich zuerst und dann ziehen die anderen nach?

Grundsätzlich ist es egal, was die anderen machen, wenn man selbst davon überzeugt ist, dass ein Verhalten in der Gesellschaft sinnvoll ist. Dann sollte jeder dieses Verhalten an den Tag legen, egal, wie sich die anderen verhalten.

Wer die Vorstellung hat, ein BGE würde das eigene Leben verbessern, sollte sich auf alle Fälle dafür einsetzen. - Und das geht auch sehr gut alleine, zum Beispiel über das Internet. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten, die eigenen Vorstellungen für eine gerechte Gesellschaft mitzuteilen, zum Beispiel über Podcast, YouTube, eigene Internetseiten und in den soziale Netzwerken. Aber mit anderen macht das natürlich viel mehr Spaß, sich für ein BGE einzusetzen. Wer sich im Internet ausführlich zu seinen Vorstellungen zum Grundeinkommen äußert, schafft damit eine gute Grundlage, um sich bei anderen bekannt zu machen. Auf dieser Basis lassen sich dann Netzwerke knüpfen, mit Personen, die ähnliche Vorstellungen haben, wie man selbst und die vielleicht sogar in der Nähe wohnen.

Sicherlich wird das Grundeinkommen dann eingeführt, wenn die Zeit dafür reif ist. Aber müssen wir deshalb darauf warten? Wenn das BGE ein Grundrecht sein soll, dann ist sein Nichtvorhandensein ein Unglück für die Menschen, die unter dem Fehlen des BGE leiden.

Soll das Leid derer, die heute von dem Hartz4-Unrecht bedroht sind, anhalten, nur weil wir dem Schicksal überlassen wollen, wann ein BGE eingeführt wird?

Wir können uns sehr wohl bereits jetzt für ein BGE jeden Tag einsetzen. - Denn dies hat die Wirkung, dass ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung eintritt und die Menschen darüber nachdenken, ob nicht unser Sozialverhalten geändert werden sollte und ob nicht die Funktion von Gesellschaften und der Zivilisation neu gedacht und eingerichtet werden müsste.

Und gibt es heute viele Leute, die scheinbar kein Grundeinkommen brauchen, weil sie im bestehenden System Einkommen haben, die ihnen niemand nehmen kann? Aber es kann diesen Personen passieren, dass niemand für ihr Geld arbeiten will. - Haben sie unbewusst Angst vor der Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens, weil andere nicht mehr Arbeitssklave sein müssen?

Wir stehen vor einer Umstellung. - Wenn wir bisher verpflichtet waren, füreinander zu Diensten zu sein, so wäre die neue Gesellschaft darauf aufgebaut, dass wir alle erkennen, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren und wir selbst arbeiten jetzt so und organisieren das Zusammenleben in der Weise, dass wir niemanden anderes zur Arbeit zwingen müssen, aber dennoch die Gesellschaftsgestaltung gelingt und alle versorgt sind.

Da das BGE ein Menschenrecht sein soll, können wir nicht warten, bis es irgendwie in die Welt kommt. - Wenn es ein Menschenrecht ist, leiden heute Personen unter dem Fehlen dieser Rechtsumsetzung. Deshalb ist es richtig, sich ständig für ein Grundeinkommen einzusetzen, weil es bestehendes Unrecht und die Not vieler Menschen beenden kann und eine bessere Gesellschaft herstellt.

Gründe, die es noch gibt, sich nicht für ein Grundeinkommen einzusetzen, die aber womöglich nicht erwähnt werden, wenn man darüber spricht, ist die Furcht mancher Menschen, sich in der Öffentlichkeit für eine Gesellschaftsgestaltung einzusetzen, die den Absichten der Mächtigen und der Regierung widerspricht.

In Diktaturen und in totalitären Staaten ist es klar, dass sich die Bevölkerung nicht getraut, etwas anderes zu wollen, als die Ansichten und Absichten des Staatsapparates. Oder sie sprechen nur hinter vorgehaltener Hand darüber, welche anderen Ansichten sie zur Gesellschaftsgestaltung haben. Die Menschen sind in solchen Verhältnissen eingeschüchtert und ängstlich. Deshalb vermeiden sie es, sich öffentlich zu äußern. - In solch bedrückenden Umständen sind wir noch nicht angekommen?

Ob die Zeit reif ist für ein BGE, hängt somit letztlich auch von Dir oder von Ihnen ab. Wenn Sie bereit sind, sich mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen zu beschäftigen und Sie über die Zeit den Eindruck gewinnen, die Idee ist der eigene Einsatz wert, dann sollten Sie sich für ein BGE verwenden. – Genau das nämlich, wäre ein Hinweis darauf, dass die Zeit für das Bedingungslose Grundeinkommen gekommen ist.


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