Wo kommt mein Essen her? Grundeinkommen

Datum: 2020-02-16 07:36
Tags: Kapitalismus, Arbeit, Grundversorgung, Grundeinkommen, Armut, Sozialismus

Die Existenzmittel müssen produziert werden. Wer diesen Bereich ignoriert, als Grundeinkommen-Diskutierer, der wird der Sache nicht gerecht.

Wer im Supermarkt sich die Güter aus dem Regal nimmt, muss fragen, wer hat für mich die Dinge produziert.

Das heißt, andere Leute machen sich Arbeit, damit ich etwas zum Leben habe. Dies ist nicht selbstverständlich, in einer Grundeinkommensgesellschaft. Denn in einer Grundeinkommensgesellschaft muss niemand mehr arbeiten, wie es heute, in der Arbeitsgesellschaft der Fall ist. In einer Grundeinkommensgesellschaft sind die Menschen frei, dasjenige zu tun, was ihnen beliebt.

Wenn es dem Bürger also wichtig ist, dass in den Regalen der Einkaufsläden Ware vorhanden ist, dann muss er sich damit beschäftigen, wie die Ware dort hingelangt und wer sie für die Menschen herstellt.

Denn die Arbeitsgesellschaft gibt es sowohl im Kapitalismus, als auch im Sozialismus. In beiden Gesellschaftsformen haben wir den Arbeitszwang für die Bevölkerung. Im Kapitalismus haben wir ihn, indem sich jeder selbst überlassen ist. Wer kein Einkommen hat, keinen Grund-und-Boden, auf dem er die Nahrungsmittel herstellen kann, für die eigene Versorgung, der ist existenziell gefährdet und kann sich nicht ernähren.

Im Sozialismus besteht der Arbeitszwang in Form von Ideologie. Wer nicht arbeitet, wird als faul und Volksschädling denunziert. In manchen linken Gesellschaften werden Menschen sogar ins Gefängnis gesteckt, wenn sie offensichtlich nichts arbeiten und dadurch die Mitmenschen empören. Im Sozialismus gebietet die Solidarität, zu der jeder Arbeiter verpflichtet ist, sich beruflich zu engagieren. - Wer dies nicht täte, wäre gesellschaftlich nicht anerkannt.

Wie stehen wir nun zu dieser Arbeitspflicht, die scheinbar in allen Gesellschaften vorhanden ist?

Wenn wir sagen, dass wir in den westlichen Ländern im Überfluss leben, dann stimmt das zwar und die Güter für ein Bedingungsloses Grundeinkommen sind vorhanden, aber bei Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommen wäre niemand mehr zur Arbeit verpflichtet. - Haben wir dann immer noch diesen Überfluss an Gütern?

Die Gesellschaft wäre dann stärker von den einzelnen Menschen abhängig, von ihrem Verhalten. Manchen erscheint dies eine wenig zuverlässige Situation. Sollten wir dann nicht lieber den Arbeitszwang beibehalten?

Im Jahr 1989 ist der Sozialismus untergegangen. - Oder ist er nur unsichtbar geworden und tatsächlich verschwindet in allen Ländern nach und nach der Kapitalismus?

Kleine und mittelgroße Unternehmen können sich kaum noch am Markt halten oder werden aufgekauft. Oder die Besitzer finden keine Nachfolger und deshalb schließen die Unternehmen ganz.

Wenn die Bürger in der Privatwirtschaft keine Arbeit finden, bleibt nicht nur die Aufgabe der Arbeitsvermittlung am Staat hängen. Heute denkt der Staat weiterhin darüber nach, wo er die Bürger als Arbeitnehmer einsetzen könnte. Diesbezügliche Pilotprojekte gibt es schon längst.

Wenn immer mehr Unternehmen in der Privatwirtschaft verschwinden, dann muss trotzdem der Staat dafür sorgen, dass die Versorgung der Bevölkerung aufrechterhalten wird. Er wird dann nicht nur die Leute in Arbeit vermitteln, sondern selbst Betriebe schaffen, die er für notwendig erachtet.

Das ist aber nichts anderes wie Sozialismus. - Es ist Staatswirtschaft. Die Staatswirtschaft wird immer mehr um sich greifen. Wenn Herr Müller in Berlin ein „solidarisches Grundeinkommen“ ausruft, dann geht das in Richtung Sozialismus. Denn im Sozialismus sind alle Bürger zu solidarischem Verhalten verpflichtet, für das Bevölkerungswohl, und haben gefälligst zu arbeiten, für das, was die Bevölkerung braucht.

Und das, was die Bevölkerung braucht, bestimmen heute die Politiker, im Verbund mit den Kräften des Establishment.

Somit ist es nicht der Kapitalismus der um sich greift, sondern der Sozialismus, der längst vorhanden und durch das Politikerhandeln am Werk ist.

Natürlich können wir jetzt sagen, die Politiker tun das Richtige, denn irgendjemand muss sich kümmern und die Gesellschaft am Laufen halten. Und im Kern hat der Sozialismus die zutreffende Idee: Die Gemeinschaft hat die Verantwortung für die Versorgung aller Menschen im Lebensbereich. Und es ist wichtig, wenn Menschen Verantwortung übernehmen. - Warum sollte man das jetzt kritisieren?

Nun, die heutigen Gesellschaften bauen auf Unfreiheit auf und auf Gängelung. Und es geht nicht darum, dass alle angehalten sind, bei Rot nicht über die Kreuzung zu fahren. Es geht darum, ob der Staat sich in immer mehr Lebensbereiche der Menschen einmischt und bestimmen will, was zu tun ist.

Unfreiheit als notwendiger Bestandteil von Gesellschaften?

Wir haben heute in der Welt hundertprozent diktatorische Staaten, die den Bürgern alles mögliche vorschreiben. Bürger sollen Soldat werden und ihr Leben für fragwürdige Ziele der Herrschenden aufs Spiel setzen. Bürger sollen arbeiten, was die Herrschenden für richtig halten. Sie sollen Medien bezahlen und konsumieren, die die Herrschenden bereitstellen. Sie sollen sich impfen lassen und Organe hergeben, wenn die Herrschenden meinen, es sei dafür Bedarf. Sie sollen einen Pflichtdienst leisten. Und so weiter.

Es gibt eine Kaste von Politikern, die mit wechselnden Parteien als Staffage, die Bevölkerung dominieren. Wahlen spielen gar keine Rolle mehr. Man sorgt einfach dafür, dass immer dieselben an der Macht sind. Fertig.

Es geht somit nicht nur um das Bedingungslose Grundeinkommen als Konzept der Existenzsicherung. Es geht auch darum, welchen Staat wir übehaupt wollen und welche Gesellschaftsgestaltung wir uns vorstellen. – Ist das, was wir heute haben, in unserem Sinne?

Der Amerikaner Andrew Yang, der sich für ein Bedingungsloses Grundeinkommen einsetzte, ist aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten ausgeschieden. Weiterhin dabei, ist Bernie Sanders. Er schlägt vor, dass Menschen ohne Arbeit im Staatsdienst einen Job finden. Das geht in die Richtung, die der Herr Müller in Berlin versucht. Man darf gespannt sein, ob Herr Sanders mit seinem Vorschlag mehr Erfolg hat.

Grundsätzlich wäre zu sagen, dass es richtig ist, den Bedarf der Bevölkerung zu eruieren. - Was brauchen die Menschen und was brauchen sie nicht und was wollen sie nicht.

Auf dieser Grundlage muss die Wirtschaft produzieren und permanent immer im Gespräch sein, mit der Bevölkerung, um herauszufinden, was benötigt wird. - Der Bedarf der Bevölkerung, muss durch die Wirtschaft gedeckt werden.

Wirtschaft produziert nach Bedarf

Auch in den USA wird für den Bedarf produziert. Aber wieso gibt es dann so viel Armut in den USA? Weil dort und leider auch bei uns, die Produktion nichts mit der Verteilung der Güter zu tun hat. Es wird zwar für den Bedarf aller produziert, aber nicht alle dürfen sich die Güter nehmen. Das ist das Problem.

Wir haben in den heutigen Gesellschaften einen Riegel vor die Güter geschoben. Nicht jeder darf sich die Güter einfach nehmen, die er braucht. Wieso eigentlich nicht?

Wir verknüpfen den Zugriff auf die Güter, mit einem Recht dazu.

Wer kein Recht dazu hat, sich die Güter zu nehmen, die er braucht, der steht mit leeren Händen da. - So sind es zum Beispiel gerade die Obdachlosen, die einen starken Bedarf an Gütern und Dienstleistungen haben, die sie dringend für ihre Existenzsicherung benötigen, aber sie bekommen nicht, was sie brauchen, weil sie es nicht bezahlen können.

Wir müssten also die Produktion und Versorgung, vom Bezahlen entkoppeln. Wollen wir das?

Sowohl im Sozialismus als auch im Kapitalismus will man an dieser Koppelung festhalten. Dabei gibt es gute Gründe, auf diese Koppelung zu verzichten.

Heute ist gekoppelt, Produktion, Versorgung und Bezahlung. – Wer Geld hat, soll sich versorgen lassen können. Dabei ist bereits diese Regelung fragwürdig. Denn woher haben die Leute Geld? Haben sie es zurecht oder auf unlautere Art erworben? Man tut heute so, als ob es genügen würde, Geld vorzuweisen und schon kann sich jeder bedienen lassen. Und wer kein Geld hat, kann heute in seinem Elend feststecken und alle gehen mit eiskaltem Blick an den Armen vorbei, womöglich mit der inneren Haltung, derjenige, der arm ist, ist selbst daran schuld.

Geld haben, Geld besitzen, stachelt den Egoismus der Menschen an. - Es gibt Wirtschafttheorien, Wirtschaftkonzepte, die genau von dieser Idee ausgehen, dass die Wirtschaft am besten funktioniere, wenn jeder egoistisch auf seinen Vorteil achte. Dann würde die Wirtschaft und Gesellschaft am besten gedeihen, wenn jeder nur auf seinen Vorteil schaue.

Der Sozialismus hat hingegen einen ganz anderen Ansatz. Er sagt sich, alle Bewohner müssen angemessen versorgt sein. Und es ist die Aufgabe der Gemeinschaft, dies zu bewerkstelligen. – Also nicht der Einzelne muss sich darum kümmern, sondern alle zusammen.

Das Problem beim Sozialismus ist halt, dass er diesen guten Ansatz mit Gewalt durchsetzen will. Alle Bewohner sollen verpflichtet sein, zu dieser Aufgabe beizutragen. Und in dieser Verpflichtung steckt die Unfreiheit.

Wie kommen wir jetzt heraus, aus dieser Malaise?

Im Grunde würde es genügen, den guten Ansatz des Sozialismus „in Freiheit“ umzusetzen. Geht das?

Es hängt von uns Menschen ab, ob wir dazu in der Lage sind.

Wir könnten in Freiheit feststellen, dass alle Menschen eine Grundversorgung brauchen. Wir könnten dann weiterhin ein System aufbauen, dass diese Grundversorgung allen Bewohnern garantiert. Zum Beispiel so, dass wir feststellen, wie viele müssen in der Energieversorgung, in der Nahrungsmittelproduktion arbeiten, wie viele Unterkünfte, Wohnungen brauchen wir, um alle bedingungslos mit Wohnraum zu versorgen. Kleidung? Und so weiter.

Der diesbezügliche Arbeitskräftebedarf wird öffentlich gemacht, sodass sich Menschen für die Tätigkeiten bewerben können. Das war es!

Diese Bereiche können wir planend regeln. Wir können auch weiterhin Bereiche dem „Markt“ überlassen, wenn wir das für richtig erachten.

Wir müssten schauen, für was haben die Menschen Bedarf. Dieser Grundbedarf, diese Grundversorgung wäre von den organisierenden und wirtschaftenden Kräften in der Gesellschaft zu decken, durch Produktion und Dienstleistung, und zu garantieren, indem die Wertschöpfung fortlaufend bereitgestellt wird. - Das ist dann das Bedingungslose Grundeinkommen.

Vom Bedarf geht es zur Produktion. Von der Produktion geht es zur Verteilung der Waren und Dienstleistungen. Wer hat auf diese Güter der Grundversorgung Anspruch? Alle Menschen. Also auch der Obdachlose.

Die Bereitstellung der Güter, wäre von der Produktionsaufgabe entkoppelt. Die Produktionsaufgabe wäre ein Bereich. Die Verteilung der Güter müssten immer gerecht gehandhabt werden. Gerecht ist sie nur, wenn alle die benötigten Güter der Grundversorgung erhalten.

Alles andere wäre ungerecht. Wenn heute Menschen nicht genug für ihre Grundversorgung haben, ist das ein Indikator dafür, dass die bestehende Gesellschaft ungerecht ist.

Das Erarbeiten der Güter und die Versorgung der Menschen, sind zwei getrennte Bereiche. Es müssen immer alle grundversorgt sein. Das ist der eine Bereich. Und es muss immer gewährleistet sein, dass die Güter der Grundversorgung vorhanden sind. Das ist der andere Bereich.

Und das ist dann die Trennung von Arbeit und Grundeinkommen.

Die heute vorhandene Armut zeigt, dass unsere Gesellschaften ungerecht gestaltet sind und die Trennung von Arbeit und Grundeinkommen nicht berücksichtigen.


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